Hand made guitars and more …

No 063 Framus Polymere

1973 Framus Polymere StratocasterOK – auch diesmal, wie schon bei der Nummer 059, handelt es sich hier in keinster Weise um eine Veranda Gitarre. Allerdings bietet sich diese Webseite nur zu gut an, um auch mal über Dinge zu schreiben, die gitarrentechnisch von allgemeinem Interesse sein könnten. Allein schon durch meine geographische Nähe zum legendären Bubenreuth bin ich an allem, was damit zu tun hat, sehr interessiert. Und da mir kürzlich diese im Grunde neuwertige Framus Strat von 1973 in die Hände fiel, gibts nun einen kleinen Bericht dazu. 1973 war leider das erste Jahr, nach einem Höhenflug in den Sixties, in dem Framus ein Minus in der Bilanz hatte, von dem es sich zumindest in Bubenreuth nie mehr erholen sollte. Framus hatte über 10 Jahre lang tolle und eigenständige E-Gitarren produziert, die ihren festen Platz am Musikmarkt hatten. Vom Level etwas unter den großen amerikanischen Marken Gibson, Fender, Rickenbacker oder Gretsch angesiedelt, fanden sich dennoch unmengen Gitarristen, die hier ihrem Geldbeutel entsprechend hervorragend bedient wurden. Doch kurz nachdem man sich bei Framus zugunsten eines Neubaus hoch verschuldet hatte, tauchten auf einmal aus Japan nahezu exakte Kopien amerikanischer Klassiker für sehr kleines Geld am deutschen Markt auf.

Der Niedergang

Rathaus und Museum Bubenreuth

Ehemaliges Verwaltungsgebäude von Framus – heute Rathaus mit Museum

Das war dann in etwa der Anfang vom Ende. Und aus dieser Epoche stammt auch diese schwarze Strat Kopie. Ja richtig, man sah sich bei Framus so sehr in die Enge getrieben, dass man ebenfalls begann, die amerikanischen Klassiker mehr oder weniger zu kopieren. Wie man heute weiß, hat’s nicht mehr geholfen. 1977 war der Konkurs besiegelt und 1983 wurde die erst knapp 30 Jahre alte Fabrikanlage gesprengt und abgerissen. Nur mehr das ehemalige Verwaltungsgebäude steht noch und beherbergt heute das Rathaus mit einer kleinen aber feinen Dauerausstellung über die Glanzzeiten des Bubenreuther Instrumentenbaus im Keller. Ein paar Fotos mit freundlicher Genehmigung aus Bubenreuth gibt’s in der Galerie. (Die letzten sechs Fotos der Galerie zeigen weitere Framusgitarren aus den 70ern, die schon mal durch meine Hände gingen)

 

Zum Instrument

Welliges Pickguard einer 1973er Framus Strat

Nimmt man die Strat in die Hand, fällt sofort auf, dass sie feder-feder-leicht ist. Das liegt am Korpusmaterial: Ein Kunststoff (!) den Framus Polymere nannte. Als nächstes fällt der wirklich sehr griffige und schöne Hals auf. Auch die Tonabnehmer machen einen sehr guten Eindruck. Leider war die Saitenlage deutlich zu hoch, obwohl die Brücke schon am Korpus auflag. Und das war bestimmt schon seit 1973 so. Genau wie die zu breiten Sattelkerben, die trotz Nullbund beim Bending die Saiten unangenehm hin und her rutschen ließen. Auch die beiden Schrauben zur Höhenjustierung der Brücke waren für meinen Geschmack zu lang: man blieb unangenehm mit der Plektrumhand daran hängen. Letzter Negativpunkt: Das sehr dünne einlagige Pickguard hat sich im Laufe der Jahre geworfen. Ich denke, das sind alles Dinge, die den Zustand der Marke Anfang der 70er Jahre widerspiegeln. Mit wenig Aufwand hätte man ein stabiles mehrschichtiges Pickguard verwenden, die Sattelkerben ordentlich bearbeiten, kürzere Brückenschrauben verwenden und eine Unterlage in die Halstasche zur Halswinkelkorrektur legen können. Aber damals war sparen angesagt. Leider. Zumindest hab ich jetzt all die Kleinigkeiten abgestellt und halte jetzt eine wirklich sehr gute und federleichte Strat in Händen. Geht doch!