Hand made guitars and more …

No 079 Veranda Silvertone

Im Foto nebenan seht ihr den vollkommen ausgeweideten Rumpf einer Silvertone 1446 von 1962. Das war mal das Flaggschiff des traditionsreichen US Gitarrenherstellers. Von wem, wann, und vor allem warum sie all ihrer Teile beraubt wurde, lässt sich beim besten Willen nicht mehr nachvollziehen. Oft sind ja bei solch ausgeschlachteten Gitarren die Bünde runter, oder die Hälse angebrochen oder verzogen. Nicht so bei diesem Exemplar. Die Substanz war von vornherein hervorragend. Da es normalerweise für solch alte Exoten keine passenden Teile mehr gibt, ging ich davon aus, sie komplett neu und anders gestalten zu müssen.

David Barfuss

David Barfuss Chris Isaak PickupVor allem die Pickups und die dazugehörenden Rähmchen sind eigentlich nicht mehr zu kriegen. Dachte ich zumindest. Nach einiger Recherche bin ich dann aber auf der Webseite des hessischen „Pickup-Papstes“ David Barfuß gelandet! Unglaublich, was der Mann alles anbietet! Unter anderem diesen speziellen Gibson Pickup, der tatsächlich ausschließlich für dieses Silvertone Modell gebaut wurde. Da war ich erst mal platt. Auf meine Email-Anfrage, ob sowas denn tatsächlich lieferbar sei, kam innerhalb weniger Stunden die lässige Antwort, „kann ich dir umgehend anfertigen“. Und so war es dann auch! Da stand dann auch mein Entschluss fest, sie doch so nah wie möglich am Original wiederaufzubauen. Um der Gitarre aber dennoch eine „Veranda-Note“ zu verleihen, hab ich sämtliche Plastikteile (auch die Schalter-Raute und das Trussrodcover, was ja noch original vorhanden war) in perloid Material von Hand angefertigt. Das gab es von Silvertone so nicht. Da hat man schlichtes weißes Plastik verwendet.

Gute Lagerhaltung ist der halbe Gitarrenbau…

Ein gebrauchtes Bigsby B7, eine stimmige alte Brücke, einen Satz alter amerikanischer Kluson Mechaniken und auch vier Danelectro Potiknöpfe, die den originalen mehr als nahe kommen, hatte ich sogar noch im Kellerlager. Dann begann das Gefummel des Elektronikeinbaus: Alles musste „im Freien“ komplett (und vor allem richtig) verdrahtet werden und dann mithilfe von Drahthaken und Nylonschnüren durch die entsprechenden Öffnungen ins Gitarreninnere verfrachtet werden. Nichts für schwache Nerven! Nach vielen Stunden Frickelei war dann alles am rechten Platz und die schwarze Schönheit konnte besaitet werden. Das Ergebnis ist sensationell! Die Gitarre spielt sich traumhaft, sieht umwerfend aus und klingt überragend gut! Die Mühe und der Materialeinsatz haben sich mehr als gelohnt!

Chris Isaak

Dieses Silvertone Modell wird heute übrigens fast immer als „Chris Isaak Modell“ bezeichnet, obwohl der kalifornische Musiker beim Erscheinen der Gitarre (gebaut von 1961 bis 1968) grade erst mal 5 Jahre alt war. Der Name wurde ihr sozusagen posthum verliehen: Im Video seines 1986er Hits „Blue Hotel“ hatte er genau so eine Silvertone umhängen! Ein schönes Portrait der Gitarre kann man sich übrigens auch im virtuellen Museum vom „GuitarDoc“ aus Berlin ansehen!