Hand made guitars and more …

No 094 Veranda Glory Days

Als im Sommer 1984 das Jahrhundertalbum „Born In The USA“ erschien, war ich grade mal 21 Jahre alt, verlebte meine persönlichen „Glory Days“ und hätte mir im Leben nie vorstellen können, dass wir irgendwann mal eine Zeit, wie sie Corona uns beschert hat, erleben würden. Da ich seit damals großer Bewunderer vom „Boss“ bin, hab ich ihm zu Ehren jetzt auch eine Gitarre  gebaut! Springsteen gehört mit Sicherheit nicht zu den Top 100, wahrscheinlich sogar nicht mal zu den Top 1000 der versiertesten Gitarristen dieser Erde. Dafür wird er neben Bob Dylan und Neil Young zu den Top 3 der Solokünstler gehören, die nicht nur in die Musik-, sondern sogar  auch in die allgemeine Geschichte eingehen werden. Jeder von ihnen ist seit mehr als 50 (!) Jahren extrem erfolgreich als Komponist und gitarrenspielender Sänger aktiv, hat dabei jede Menge Klassiker hervorgebracht und sich immer auch für die Belange kleiner Leute eingesetzt! Springsteen vor allem für die „Working Class“ in Amerika. Er ist auch der charismatischste von den dreien auf der Bühne. Wer schon mal eines seiner in der Regel 3-stündigen Konzerte live erlebt hat, weiß wovon ich rede. Außerdem gibt es wohl kaum einen anderen Musiker, den man mehr mit einer Fender Telecaster in Verbindung bringt als ihn.

Springsteen’s Telecaster

Springsteen kaufte seine Hauptgitarre, die auch auf dem Cover von „Born To Run“ zu sehen ist , ums Jahr 1970. Damals war sie schon über 15 Jahre alt und der Begriff „Vintage Gitarre“ war noch nicht erfunden. Es war einfach eine „Gebrauchte“, wie man sie mit etwas Glück noch für 100 Dollar im Pfandhaus „schießen“ konnte. Der Hals war von einer Fender Esquire, der Korpus von einer echten Telecaster. Sozusagen ein „Bastard“. Diese Gitarren hatten eigentlich eine „Butterscotch Blonde“ Lackierung, wie auf den Alben von Countrymusiker Merle Haggard (1937-2016)  oder Bluesvirtuosen Roy Buchanan (1939-1988) im Foto nebenan gut zu sehen ist. Anders beim Boss: Sein Arbeitstier hatte keinen Lack mehr dran und somit kam das blanke Eschenholz mit seiner starken Maserung gut zur Geltung. Working Man Look! An der Brücke, den Tonabnehmern, Mechaniken etc. wurde über die Jahre immer wieder modifiziert und seit einiger Zeit hängt die Gute jetzt in Cleveland, Ohio in der „Rock’n’Roll Hall of Fame“  als Museumsstück an der Wand.

Die „Glory Days“

Im Grunde wollte ich mir einfach eine „50es Blackguard Tele“ bauen, die der vom Boss optisch möglichst nahe kommt. Ich finde, das ist mir auch ganz gut gelungen. Der Korpus besteht aus federleichter Sumpfesche, der Hals aus Ahorn. Beides war Neuware aus dem gängigen Teilehandel. Die genauen Details zum „Aging“ der Hölzer gebe ich natürlich nicht preis 🙂
Die Brücke und die Halsplatte von 1959 sind echte Fenderteile, der Rest Replacements. Das „Blackguard“ habe ich in Handarbeit hergestellt und sämtliche verbauten Schrauben sind, wie bei Fender nur in den 1950ern üblich, keine Kreuz-, sondern Schlitzschrauben! Die Gitarre twangt und schmatzt, dass es eine ganze Freude ist!
Wer jetzt Lust bekommen hat, sich ein paar Takte Springsteen anzuhören, sollte sich vielleicht „Nebraska“ oder „The Ghost of Tom Joad“ auflegen – passt besser ins Jahr 2021/22 wie „Glory Days“…